Med. AT ist ein vorstellungsgeleitetes Verfahren und die innerlich vorgesagten Formeln wie zum Beispiel „Rechter Arm ist angenehm schwer“ führen zur Wahrnehmung eines schweren Arms und leiten die Entspannung ein. Grundsätzlich ist es aber die Fokussierung auf den Arm/Körper und das schrittweise Loslassen, welches diese Empfindung hervorbringt. Denn die Körpersensationen von Wärme und Schwere treten grundsätzlich auch auf, wenn man sich einfach entspannt und auf dem Körper fokussiert. Dies bemerkt man, wenn man sich schrittweise auf die verschiedenen Muskelpartien fokussiert (im Sinne eines Bodyscans) und diese entspannt.
Schwere und Wärme sind physiologische Reaktionen des Körpers bei Entspannung. Die Schwere etabliert sich durch die entspannte Muskulatur, was als Schwere wahrgenommen wird, und die Wärme wird bemerkt durch die vermehrte Blutzirkulation in den Extremitäten bei einer Ruhigstellung. Gewiss begünstigen die Formeln den Entspannungszustand, jedoch mehr im Sinne eines Hinlenkens der Absicht auf einen gewünschten Zustand. Das innere Vorsagen der Formeln fördert dabei die Absichtslenkung, und die sonst oft störenden Gedanken können dadurch im Hintergrund bleiben.
Obwohl man also von einem vorstellungsgeleiteten Entspannungsverfahren spricht, ist es grundsätzlich die Interozeption, welche die Entspannung und die Körperempfindungen auslöst. Schultz selbst hat zwar bei seinen Versuchspersonen festgestellt, dass sich bei einem Drittel Angaben über ein Kribbeln oder eine Volumenvermehrung des Unterarms einstellt. Jedoch hat er diesen Empfindungen keine grössere Beachtung geschenkt. (vgl. Schultz 1960, S. 42 – 43) Hätte er schon damals bemerkt, dass es eigentlich die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf den entspannten Körper ist, welche die Entspannung auslöst, hätte er dies in sein Verfahren einbauen können und damit sicherlich noch grössere Erfolge erzielt. Schultz haben diese Empfindungen jedoch nicht weiter interessiert.
Schultz 615-544-7953 , J. H. (1960) Das autogene Training: konzentrative Selbstentspannung; 10., wesentlich erweiterte und verbesserte Auflage. Georg Thieme Verlag
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